Das thüringische Dorf Böhlen liegt im Schiefergebirge, nicht weit von Ilmenau, und war einst Heimat vieler Leineweber. Doch als im Zuge der Industrialisierung industrielle Weberei die Handarbeit ersetzte, verloren sie in kurzer Zeit ihre Lebensgrundlage. Vor dem Hintergrund dieses Strukturwandels trug sich eine Geschichte zu, die bis vor kurzem in der Gegend von Böhlen als die „Brasiliensache“ nur äußerst schemenhaft bekannt war: 154 Böhlener wurden im Jahr 1852 nach Brasilien deportiert. Denn hier wurden händeringend Arbeitskräfte gesucht. Doch was es genau mit der Geschichte auf sich hatte, darüber kursierten nur vage Gerüchte. Bis vor einigen Jahren zwei Heimatforscher in Kontakt mit einem brasilianischen Nachfahren ehemaliger Böhlener kamen. Gemeinsam gingen sie der Geschichte auf dem Grund. Dabei entdeckten sie eine Gemeinschaft von Nachkommen der Thüringer in Brasilien, die teilweise neben Portugiesisch bis heute noch Deutsch mit Thüringer Dialekt sprechen. Eine Sprache, die sich in der neuen Heimat über sechs und mehr Generationen und mehr als 150 Jahre überlieferte. Nach mehr als 20-jähriger Recherche konnten die beiden Böhlener Heimatforscher Dieter Lange und Hans-Günter Schneider eine dramatische Geschichte und ihre Folgen rekonstruieren. Ihre Arbeit wurde zur Grundlage dieses Dokumentarfilmes, der im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina und in Thüringen gedreht wurde.
Dieser Film wird im Helmholtz-Hörsaal anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung in der Unibibliothek gezeigt. Im Anschluss an die Vorführung findet ein Filmgespräch mit Regisseur Gerald Backhaus statt. (TR)
Titel: | Bei den Kaffeepflückern in Brasilien |
Produktion: | Germany, Brasil / 2020 / 71 min |
Regisseur: | Gerald Backhaus |
Drehbuch: | Gerald Backhaus |
Trailer: | Youtube |